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Kommentar Grüne Rhetorik und RealitätIn Love with Habeck

Ulrich Schulte
Kommentar von Ulrich Schulte

Die Deutschen und Grünen-Chef Habeck – das passt gut. Doch die Ökopartei operiert in einem Widerspruch, über den zu wenig geredet wird.

Lässig, zugewandt und optimistisch: Robert Habeck ist der Mann der Stunde Foto: dpa

D ie Deutschen und Robert Habeck, das ist Liebe. Der Vorsitzende der Grünen weckt gerade große Gefühle. Begeisterte BürgerInnen rennen der Partei die Bude ein, wenn Habeck auftritt. Journalisten – in der Tat: meistens Männer – schreiben ihn zum nächsten Kanzler hoch. Im Politbarometer verdrängte Habeck neulich Angela Merkel in der Liste der wichtigsten PolitikerInnen von Platz Eins, was eine groteske Kluft zwischen gefühlter und tatsächlicher Macht dokumentiert.

Habeck verkörpert die perfekte Mischung aus Zukunftsoptimismus, Zugewandtheit und Lässigkeit, die das Land aus der jahrelangen Merkel-Lethargie reißen könnte. Aber Verliebtheit, das wird manchmal vergessen, macht bekanntlich blind. Die coolen Grünen operieren in einem Dauerwiderspruch, über den zu wenig geredet wird. Habecks Alles-ist-möglich-Rhetorik erzeugt Erwartungen, die seine Partei in der realen Politik nicht erfüllt beziehungsweise erfüllen wird.

Habeck fordert im Bund mit großer Geste Enteignungen, um den Mietenirrsinn in Städten einzudämmen. Aber in Schleswig-Holstein, wo die Grünen zusammen mit CDU und FDP in einem Jamaika-Bündnis regieren, schaffen sie die Mietpreisbremse und die abgesenkte Kappungsgrenze für Mieterhöhungen vorzeitig ab. Kurz: Als Oppositionspartei im Bund präsentieren sie sich als Vorkämpfer für MieterInnenrechte, um sie in der Regierungspraxis zu planieren.

Die Liste solcher Beispiele ist lang. Wenn die Grünen mit den Konservativen regieren, wird ihr utopistischer Überschuss, von dem sie im Bund profitieren, in Windeseile zerrieben. Die Industriepolitik Winfried Kretschmanns unterscheidet sich nicht groß von der Konservativer. Das, was der Daimler will, ist in Baden-Württemberg heilig. In Hessen winken die Grünen, die selbst ernannte Bürgerrechtspartei, ein Gesetz durch, das der Polizei das Eindringen in Smartphones per Staats­trojaner erlaubt.

Es käme eine Art Öko-Groko

Im Bund sähe es in einer schwarz-grünen Koalition nicht anders aus: Annegret Kramp-Karrenbauer freut sich bestimmt schon darauf, mit den Grünen Hartz IV abzuschaffen, um eine sanktionsfreie, 30 Milliarden Euro teure Grundsicherung einzuführen. Und die humane Flüchtlingspolitik, die die Grünen fordern, wäre sicher der Knüller auf jedem CSU-Parteitag. Enteignungen mit der CDU? Selten so gelacht.

Im Ernst: Schwarz-Grün wäre eben nicht der gesellschaftliche Aufbruch, der Spirit, den Robert Habecks Prosa verspricht. Sondern ein Bündnis mühsam ausgehandelter, kleinteiliger Kompromisse mit riesigem Konfliktpotential. Schwarz-Grün wäre eine Art Öko-Groko. Sie würde ein paar mehr klimaschutzpolitische Akzente setzen als das aktuelle Bündnis, dafür gäbe es weniger Sozialpolitik, weil die SPD fehlte.

Als die Grünen 2017 über Jamaika verhandelten, wurde deutlich, wie niedrig ihre Schmerzgrenze liegt. Progressive Steuerpolitik, etwa die Vermögenssteuer, schmissen sie aus Rücksicht auf CDU und FDP von Anfang an in die Tonne. Glaubt man führenden Christdemokraten, waren die Grünen in der Flüchtlingspolitik bereit, einen Großteil ihrer Positionen abzuräumen. Das progressive Potential von Schwarz-Grün oder Jamaika wird also allgemein überschätzt, übrigens auch in der Klimaschutzpolitik.

Die SPD, die seit Jahren an der Seite der CDU regiert, bekommt die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ständig vorgehalten, durchaus zu Recht. Aber es ist schon bemerkenswert, dass die Geschmeidigkeit der Grünen im Moment komplett unter dem öffentlichen Radar bleibt.

Das eine versprechen, das andere tun

Dabei haben sie ja oft kein Problem damit, das eine zu versprechen und das andere zu tun. In Bayern haben sie sich über Markus Söders böse Sprüche empört („Asyltourismus“), dennoch hätten sie nach der Wahl liebend gern mit ihm koaliert. Bei der SPD würden Journalisten ein solches Verhalten schnell als Opportunismus beschreiben, bei den Grünen heißt es dann gerne, dass Pragmatismus eben nötig sei.

Damit hier kein Missverständnis entsteht: Eine Oppositionspartei muss natürlich ihr Profil schärfen, wo sie kann. Regieren – also: gestalten – ist allemal besser, als in der Opposition zu versauern. Und Kompromisse in einer Koalition sind nichts Verwerfliches, sondern der Treibstoff der Demokratie. Selbstverständlich müssen die Grünen über Schwarz-Grün nachdenken, wenn andere Machtoptionen ausfallen. Aber darauf hinweisen, dass die gerade zu besichtigende Verliebtheitsphase nicht ewig anhält, das darf man schon.

Dem aufregenden Flirt, dem ersten Rausch folgt zwangsläufig die Ernüchterung. Spätestens dann, wenn der Alltag gemanagt werden muss, wenn anstrengende Absprachen und Kompromisse anstehen, wenn Versprechen nicht eingehalten werden, dann erkennt man den wahren Charakter des oder der Angebeteten. Den Deutschen und Robert Habeck steht diese Ernüchterung noch bevor.

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Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.
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40 Kommentare

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  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Die coolen Grünen operieren in einem Dauerwiderspruch, über den zu wenig geredet wird. Habecks Alles-ist-möglich-Rhetorik erzeugt Erwartungen, die seine Partei in der realen Politik nicht erfüllt beziehungsweise erfüllen wird."

    Genau das ist der Dauerwiderspruch, dem alle Parteien in einem System, das nach Verhältniswahlrecht funktioniert, ausgesetzt sind. Das ist für die Grünen nicht anders als für die FDP,die Linkspartei oder die Volksparteien.

    Daraus lassen sich nun zwei mögliche Positionen ableiten:

    1) Ich will nur Wolkenkuckucksheim, also verzichte ich aufs Regieren und mache es mir in der Opposition dauerhaft bequem.

    2) Ich akzeptiere den Widerspruch und stelle mich den Herausforderungen, die Regieren in der Realität bedeutet.

    Die Grünen wählen zurzeit die zweite Option. Mit allen Zwängen, die Bündnisse mit sich bringen.

    Die Philosophie der Partei geht nun dahin, zu sagen, wir sind eine Bündnispartei. Das heißt, wir können mit jeder demokratischen Partei koalieren, da alle dieser Parteien Teile unseres Programmes teilen. Das ist keineswegs beliebig, sondern clever.

    Die wählende Bevölkerung entscheidet, welche Themen am drängendsten sind bzw. welche Lösungsansätze am vielversprechendsten erscheinen.

    Wenn Rot-Rot-Grün von den Wahlergebnissen rechnerisch möglich ist, werden die Grünen diese Option wahrscheinlich immer wählen. Wenn Klimaschutz und Wendenpolitik aber nur mit Jamaika umgesetzt werden können, wäre es töricht, diese Option auszuschließen.

    Im ersten Fall wären die Grünen als liberales Korrektiv gebraucht, im zweiten Fall als soziales Korrektiv. Das ist die Idee einer sozial-liberalen Bündnispartei.

  • „Im Ernst: Schwarz-Grün wäre eben nicht der gesellschaftliche Aufbruch ...“

    Eine 15% Partei alleine ist nie „der gesellschaftliche Aufbruch“.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Also bei mir weckt er keine Liebesgefühle.

  • Seit der Agenda 2010 habe ich SPD und Grüne nicht mehr gewählt und werde es auch weiterhin nicht tun, wie viele andere in meinem Bekanntenkreis auch.



    Dummerweise gibt es inzwischen viele Wähler, die die Schröder-Fischer-Regierung "vergessen" oder aufgrund ihres Alters nicht mitbekommen haben.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @auchdas:

      Ich wähle die auch nicht, aber nicht wegen dem, was war, sondern wegen dem, was ist. Ihre rückwärtsgewandte Haltung ist etwas eigenartig.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Es war sozusagen die letzte große Enttäuschung. Auch danach gab es ja weiter Versprechungen, die nicht gehalten wurden. Die SPD Verspricht m. M. nach zu viel und hält zu wenig, die Grünen überblicken zu wenig die negativen Folgen ihrer Forderungen (z.B. Dosenpfand, Gebäudedämmung, ...)

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Nicht die Haltung ist rückwärtsgewandt, sondern die Politik aus dieser Zeit, die auch heute leider noch immer vollumfänglich Gültigkeit hat.

        Von einer Erneuerung ist im Grunde nichts zu vernehmen und zum Sympathieträger Habeck gesellen sich neoliberale Hardliner wie Göring-Eckardt mit nicht weniger Gewicht.

        • 8G
          80576 (Profil gelöscht)
          @Khaled Chaabouté:

          KGE soll eine neoliberale Hardlinerin sein.... Lol

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Khaled Chaabouté:

          "Nicht die Haltung ist rückwärtsgewandt, sondern die Politik aus dieser Zeit, die auch heute leider noch immer vollumfänglich Gültigkeit hat."

          Anders herum wird ein Schuh darau: Damals war die Politik progressiv und notwendig, heute ist sie überholt und muss angepasst werden. Der Herr Lauterbach hat es mal sehr schön formuliert (sinngemäß): Wird die Medizin nach Beendigung des Leides weiter eingenommen, bleiben nur die Nebenwirkungen.

          Daher haben die Grünen ihre Programmatik heute angepasst und wollen das ALG-2 zugunsten einer bedarfsgepfüten Grundsicherung abschaffen.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Ach, die Grünen haben ihre Programmatik angepasst?

            Ich sehe das mit der Erkenntnis bei den Grünen eher so wie Watzlawick:

            "Gedacht ist nicht gesagt, gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht gewollt, gewollt ist nicht gekonnt, gekonnt und gewollt ist nicht getan und getan ist nicht beibehalten."

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Khaled Chaabouté:

              Abgestimmt und aufgeschrieben ist noch nicht umgesetzt. Das ist richtig. Ob das möglich wird, entscheiden bei uns aber zum Glück die Wähler*innen.

              • @74450 (Profil gelöscht):

                Die Wähler*nnen???

                Ich habe damals die Grünen gewählt und mich riesig gefreut, als Helmut Kohl endlich abgewählt wurde, aber die Katerstimmung kam ganz schnell und hält leider bis heute an.

  • Die Grünen sind eine Partei, die der knallharten neoliberalen Umverteilung einen guten Gewissen verleiht...

    • @agerwiese:

      Absolut richtiger Kommentar! Das Autofahren und Leben in Deutschland werden sich in Zukunft immer weniger Bürger leisten können. In China stehen 321 neue Kohlekraftwerke auf dem Plan sowie 43 Atomkraftwerke. Hauptsache wir machen "reinen" Tisch....! Woher kommt dieser Hype? Sind es wirklich nur die Medien, die diesen Hype befeuern, oder ist es die absolut schlechte Politik der Groko? P. S.:Ich liebe RH nicht, aber ich habe auch keine negativen Gefühle gegen ihn....Mal sehen, wie lange das noch gut geht? Besonders bezeichnend war das Verhalten der Grünen in Bayern nach der Wahl.....Vielleicht erinnert sich noch jemand daran. Ach so, ja ist schon lange her. Politik stolpert nur noch von Tag zu Tag..

  • Die Frage ist doch zwischen welchen Polen, bzw Positionen wird der Kompromiß ausgehandelt. Er trägt dann immer von beiden "Elternteilen" die Gene in sich.



    Daher ist eine Konstellation nach derzeitigem Stand mit Schwarz Grün immer viel "grüner" als eine Jamaika Koalition je sein könnte. Besonders wenn sie eigentlich alternativlos ist.



    Daher ist der Vergleich hier auch absolut unpassend.



    Das ist eine andere Ausgangslage.



    Die Anzahl und Gewichtung der Ministerien würde z. B. schon ganz anderes aussehen.



    Mit steigendem Zuspruch wächst automatisch auch die Möglichkeit seine eigenen Positionen einzubringen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Schaut Ska Keller auf dem Foto eigentlich eher bewundernd oder eher skeptisch auf olle Habeck?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Stellen Sie diese Frage, weil sie Ska Keller mit einer bestimmten politischen Position in der Partei verbinden?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Eigentlich nicht. Sie ist mir einfach sympathisch.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Bis zu Ihrem Kommentar kannte ich die Dame nicht. Jetzt weiß ich sogar, dass sie "minimal Arabisch" spricht (Wikipedia). Und ich frage mich, wie das wohl geht.

      Im Zweifelsfall lautet die Antwort auf Ihre Frage wie meist: "Die Schönheit liegt ..." Der Rest darf als bekannt vorausgesetzt werden.

      Ist Berlin nach dem "Schicksalsschlag der Kanzlerin" schon in kollektiver Trauer versunken?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Wenn sie minimal Arabisch spricht, dann spricht sie wohl soviel wie ich.

        Als ich vor über 25 Jahren in Syrien war, konnte ich zu dem freundlichen Herrn, der uns in sein Büro auf einen Tee eingeladen hatte, sagen: Maktab.

        Das heißt Büro.

        Später machten Freunde einen Umzug in ein Haus mit vielen arabischen Bewohnern. Das Umzugsfahrzeug wurde von Kindern geentert wie ein feindliches Schiff.

        Wir wussten uns nicht zu helfen, bis ein älterer Araber aus dem Fenster rief: Yallah!

        Die Kleinen spritzten vom Auto wie Wassertropfen von einer Herdplatte.

        Seitdem weiß ich: Yallah heißt Los, Weg, Auf geht's.

        Was Mutti angeht würde ich sagen, dass AKK nicht annähernd ihre Klasse hat. Auf mich wirkt sie wie die Andrea Nahles der CDU. Und das ist kein Kompliment.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          "Auf mich wirkt sie wie die Andrea Nahles der CDU"

          So wirkte Merkel Ende der 90er wohl auch. Was eine gute PR und Aufbauarbeit bei Springer und Mohn aus einem auch nicht zu machen vermögen...

  • ... im übrigen verstehe ich auch das Problem nicht:



    Wir können uns natürlich auch über die Karacho-Rhetorik der blauen von rechts freuen, den ganzen Populisten und derer, die gerade unsere Lebensqualität gefährden. Und das übrigens nicht nur in Deutschland, europaweit!



    Stellt sich tatsächlich die Frage, was daran so falsch sein soll, dass es endlich einen Politiker in diesem Land gibt, der offensichtlich den Nerv vieler Menschen trifft. Einer, der scheinbar auf Augenhöhe die Interessen der Bürger vertreten möchte. Was soll daran falsch sein oder - was kann man denn hier überhaupt noch versuchen richtig zu machen?

    • @sucram.hh:

      Sie treffen den Nagel auf den Kopf:



      "Einer, der scheinbar auf Augenhöhe die Interessen der Bürger vertreten möchte." Scheinbar, also nur scheinbar, was so viel heißt, dass er es in Wahrheit eben nicht tun will.



      Sie meinen vermutlich "anscheinend", das ist nicht dasselbe wie "scheinbar", welches bedeutet: nur so tun als ob.



      Ironischerweise haben Sie m. M. nach wohl versehentlich genau das Richtige gesagt.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @auchdas:

        .



        Nicht ganz. Dass ein Politiker-Typus Habeck die Interessen seiner eigenen Klientel vertritt (wer das ist, ist in diesen Foren häufig genug gesagt worden), ist ja unbestreitbar und alles andere als Schein und ihm im Übrigen auch nicht vorzuwerfen. Dass daneben aber eine gehörige Portion anderer Leute, deren Interessen er in der Tat nur scheinbar vertritt ihm Vertrauen schenken, ist dagegen ein großes Problem, denn dieser Anteil von Wählern und Befürwortern blähen das politische Gewicht der Grünen zur Zeit ganz unnatürlich auf, und genau diese Anhänger, nennen wir sie mal "Sekundäre Fan-Boys und -Girls" sind es dann in ein paar Jahren, so nach ein zwei Legislaturperioden grüner Regierungsbeteiligung im Bund, die es dann am bittersten bereuen werden die Grünen an die Tröge gebracht zu haben.

        • @61321 (Profil gelöscht):

          ;) …wiederhol mich - Ach was!

      • @auchdas:

        ;) - Ach was!

  • Kann man so sehen, einige der Positionen in diesem Artikel.



    Allerdings widerspricht sich diese Argumentationskette, sie ist nicht schlüssig:



    Eingangs heißt es, die Menschen liefen den Grünen gerade nur so zu... Aktuelle Wahlumfragen (Brandenburg) und Ihre Ausführungen belegen das.



    Doch warum? Gerade wegen der von Ihnen angesprochenen "Optimisten-Prosa" Habecks.



    Hier wird also keine heiße Luft versprochen - hier werden die Menschen "wachgerüttelt". Das bedeutet doch in der Konsequenz: Wenn dieser Trend der Begeisterung an dieser Haltung der Grünen und ihres Chefs so weiter geht, dann kann diese Partei ihre Politik möglicherweise auch umsetzen - weil sie endlich mal am längeren Hebel wäre und nicht als kleiner Koalitionspartner alles durchwinkelnn müsste...

  • Zitat: „Schwarz-Grün wäre eben nicht der gesellschaftliche Aufbruch, der Spirit, den Robert Habecks Prosa verspricht. Sondern ein Bündnis mühsam ausgehandelter, kleinteiliger Kompromisse mit riesigem Konfliktpotential.“

    Das sehe ich auch so. Aber eine Bundestagswahl ist ja auch nicht wirklich eine Eheschließung. Wer bei einer Wahl „Ja“ sagt, der tut das nicht aus Liebe sondern aus Berechnung.

    Ich habe grade keine Statistik vorliegen, aber die Demokratie ist vermutlich nur deswegen immer noch relativ beliebt unter den Deutschen, weil sie sich immer noch etwas versprechen von denen, die sie an die Macht hieven. Und zwar nicht für andere, das Klima oder die Zukunft, sondern für ihr eigenes, konkretes Hier und Jetzt. Und die Politiker? Die treten um der Macht willen meiner Erfahrung nach noch ganz andere Dinge in die Tonne als „nur“ eine vernünftige „Flüchtlingspolitik“.

    So, wie sich manche Männer, unter einem gewissen „Druck“ stehend, Frauen für ein paar Stunden „schön trinken“, hoffen sich offenbar auch etliche Grüne-Fans beiderlei Geschlechts eine Partei "schön", die die es im Grunde gar nicht ist, weil sie vor allem kurzfristige Privat-Interessen verfolgt. Robert Habeck gibt diesem traditionell-„männlichen“ Prinzip ein „smartes“, gewissermaßen „weibliches“ Gesicht. Auf ihn reinzufallen, ist nicht all zu schwer. Und nachher kann man vor sich selbst immer behaupten: Ich habe das echt nicht erwartet.

    Je nun. Wie sollte es auch sonst laufen nach 5.000 Jahren Macho-Ideologie, die bisher nicht einmal als solche wahrgenommen wird? Und: Nein, werter Ulrich Schulte, regieren ist NICHT „allemal besser“. Eine Partei in der Opposition kann immerhin zu sich selbst finden bar aller Machthoffnungen. Sie muss nicht „versauern“. Sie kann kreativ werden. Eine Partei aber, die vor lauter Gier nicht mehr sie selber ist, sollte jedenfalls nicht „gestalten“. Es sei denn, sie plant ihren eigenen Untergang (siehe SPD).

  • Es ist den Grünen wichtig ihr Handicap zu verbessern, um auch mal auf dem "Grün", mit mächtigen Leuten, über die wichtigen und bedrohlichen Themen zu reden. Es gibt kaum ein besseres Foto, dass ihre programmatische Entwicklung seit 1980 verdeutlicht:

    www.nzz.ch/panoram...spieler-ld.1315387

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      In doppelter Weise beeindruckend:

      * das Foto der Golfer vor dem Feuer,



      * Ihre noch zu vollziehende Vergangenheitsbewältigung mit Ihren früheren Gesinnungsschwestern und -brüdern. (Die können es Einem auch wirklich schwer machen!)

      Ganz ohne Häme: viel Erfolg dabei. Losslassen ist - wie wir auch in anderen Zusammenhängen selbst schmerzhaft erleben - eine schwere Übung.

      Vermutlich die schwerste überhaupt, wenn wir eines Tages das irdische Leben loslassen müssen.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ja - das Letzte & das Golf-Teil - in combi

        Ein langer Trauerzug - unweit&vor Abschlag des Loch 17 vom Country-Club Whereever.



        Der etwas ältere aus dem flight nimmt die Mütze ab - bis der Zug vorbei ist.



        Eh er Aufteen kann: - “…das fand ich jetzt aber sehr nobel von Ihnen!“



        “Naja - ich war immerhin mehr als öh -



        28 Jahre mit ihr verheiratet!“

        kurz - So geht’s doch auch.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Als 'Sammler' von Ex-en konnte ich - doch, doch - das Lachen nicht verdrücken. Werd's im Kalender ankreuzen. Thanx for the special service. Ich habe noch zu lernen ...

  • Politik kann sich immer nur in einem gewissen Korridor bewegen, der gesamtgesellschaftlich (und eingebettet in Europa und die Welt) möglich ist.

    Große Bewegungen kommen dann, wenn 80% und auch die Gegenpartei etwas für notwendig halten. Wenn die SPD firmenorientierte Wirtschaftspolitik macht wie unter Schröder oder die CDU linke Gesellschaftspolitik betreibt, wie unter Merkel: dann geht was. Aber soweit muss die Gesellschaft schon alleine kommen, bis Politiker das in Form gießen können.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Markus Michaelis:

      Die CDU, die "linke Gesellschaftspolitik betreibt". Wow! Und: holla, die Waldfee!

      Wie weit rechts muss man selbst stehen, um ein solches Fazit ziehen zu können? Meine Vermutung: direkt an der Wand des Kohlekellers - oder am Bretterzaun.

      Btw: wo befindet sich das 'Phrasenschwein" des Forums? Können Sie mal die Kontonummer rüberwachsen lassen? (Wenn ich mal wieder in Versuchung gerate ...)

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Der Hinweis auf Joschka Fischer trifft des Pudels Kern: es liegen offenbar Welten zwischen dem Spiel- und Gestaltungsraum, den eine Partei in der Opposition hat (wo sie alles versprechen kann, aber nichts halten muss) und den in einer Regierung.

    Die Älteren unter uns erinnern sich noch schmerzhaft an die Jahre 1998 bis 2005, als die Phase der großen Ent-Politisierung unter Rot-Grün eingesetzt hat.

    Nach diesen Erfahrungen (fortgesetzt in der Aera Merkel) können wir aus dem Hamsterrad der Geschichte aussteigen und sagen: Demokratie, so wie wir sie kennen, ist Vergangenheit, die ausgedient hat.

    Wir müssen neue Wege finden - abseits von ausgetretenen Pfaden. Da gilt das Prinzip Versuch und Irrtum. Und da ist kein Platz für Streit um die reine Lehre. Die es ohnehin - außerhalb von Köpfen - nie gegeben hat.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      &! Däh!& Zisch - Mailtütenfrisch -

      “"Wir müssen neue Wege finden - abseits von ausgetretenen Pfaden.



      Da gilt das Prinzip Versuch und Irrtum. Und da ist kein Platz für Streit



      um die reine Lehre. Die es ohnehin - außerhalb von Köpfen - nie gegeben hat."



      Upps..







      Was sagt der alte Egerländer



      "Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit.



      Leicht beieinander wohnen die Gedanken,



      doch hart im Raume stoßen sich die Sachen."



      (Wallenstein by F.Schiller)

      Naja wose jetzt schon Schwarze Löcher



      Auf Platte bannen können - is noch Hoffnung im Raum. Newahr.



      Schonn - Normal.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Schön - daß schon ihr den Müll runtertragt! Newahr. Schonn.

      kurz - anschließe mich. Liggers.



      Danke.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Gerne doch. Wenn Arbeitsteilung sich bewährt: immer wieder. Hier als 'Mann für das Grobe' ...

  • Na ja, bis der Wähler das merkt, sind wieder 10 Jahre vergangen, wenn überhaupt. Bis heute haben doch die meisten Wähler nicht mitbekommen, dass die Grünen bei Agenda 2010 auch dabei waren. Die Vermögenden und oberen Einkommensschichten wurden von den Grünen entlastet und die unteren und mittleren Einkommensschichten wurden belastet!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    " Als Oppositionspartei im Bund präsentieren sie sich als Vorkämpfer für MieterInnenrechte, um sie in der Regierungspraxis zu planieren."

    Wozu also der ganze Zirkus. Business as usual. Man verspricht etwas, hält es dann nicht, sondern tut das Gegenteil. Und nur weil da einer einen Fischer-artigen Hype erzeugt, ändert das nichts an der Sache.